Als Unternehmer oder Experte in die Presse zu kommen ist – völlig berechtigt – der Traum der meisten. Gibt es einem doch nicht nur die Möglichkeit, sein Produkt oder seine Dienstleistung vor einem großen Publikum vorzustellen, es ist auch noch gratis. Außerdem steigert es neben der Sichtbarkeit auch die Glaubwürdigkeit.
Aus meiner persönlichen Erfahrung weiß ich, welch ein riesiger Turbo für den eigenen Erfolg Pressepräsenz ist.
Um Journalisten anzusprechen, ist ein eigenes Buch ein sehr nützliches Werkzeug. Denn zum einen ist ein Buch ein Qualitätssurrogat – zumindest dann, wenn es aus einem richtigen Verlag kommt. Zum anderen hast du durch das Schreiben des Buches deine Themen schon für Journalisten aufbereitet. Und dann ist es natürlich einfach ein guter Aufhänger.
Pressearbeit mit einem Buch: Wie kann das aussehen?
Es gibt ganz verschiedene Formate, in denen dein Buch in der Presse erscheinen kann.
- Besonders schön ist es natürlich, wenn ein Artikel zu deinem Thema erscheint und du als Experte zu dem Thema vorgestellt wirst, aber auch wenn du in einer (über-)regionalen Tageszeitung porträtiert wirst, ist das super.
- Eine Buchbesprechung zu ergattern ist extrem schwer, aber als Buchempfehlungen vorgestellt zu werden, ist durchaus machbar.
- Presse ist aber viel mehr als Print. Auch in Podcasts könntest du zu Gast sein und vielleicht sogar im Fernsehen interviewt werden.
Warum bietet das so viele Chancen?
Im Januar 2016 startete ich mit meinem großen Traum und gründete einen Verlag. Ich war wirklich gut vorbereitet auf das erste Buch. Ich hatte Unmengen an Wissen angehäuft. Aber ich bin nicht naiv. Mir war klar, dass man bei allem, was man zum ersten Mal macht, viele Fehler machen kann, egal, wie gut man vorbereitet ist. So ein „Lehrstück-Buch“ wollte ich niemandem zumuten. Mein erstes Buch wollte ich also selbst schreiben, und da mir in der gesamten Gründer-Literatur ein Buch über die Leidenschaft, den persönlichen Umgang mit Rückschlägen und das ewige Schlechtreden von neuen Ideen fehlte, machte ich das zu meinem Thema. Ich schrieb das Buch „Lionhearted – 12 Interviews über Mut, Leidenschaft und das Abenteuer Unternehmensgründung“ und interviewte 12 sehr unterschiedliche Gründer von Start-ups zu eben diesen Themen.
Nach dem Erscheinen passierten zwei Dinge:
Zum einen ist meine Kompetenz im Verlegen von Büchern extrem gestiegen. Und ich will ehrlich sein: Es hat noch ein paar weitere Bücher gebraucht, bis ich gelernt hatte, wie man wirklich gute Bücher macht.
Zum anderen passierte etwas, womit ich gar nicht gerechnet hatte. Plötzlich erregte ich Aufmerksamkeit. Im Online-Magazin „Klartext“ von Xing hatte der Beitrag über mich fast 23.000 Reaktionen. Völlig fremde Menschen lasen dort meine Geschichte und diskutierten mit mir. In der Samstagsausgabe der Frankfurter Allgemeinen erschien ein fast ganzseitiger Artikel auf der Startseite des Wirtschaftsteils über das Gründen in Deutschland und mein Buch. Unzählige spezielle Magazine, regionale Zeitungen, Blogs und Online-Portale berichteten genauso über mich wie große Zeitungen. Sogar vom NDR wurde ich interviewt. Etwas zeitverzögert kamen die Anfragen von Veranstaltern für Vorträge. Manche nahm ich an. Von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft über die Eröffnungsveranstaltung der Gründerwoche bis hin zu so einem Mega-Event wie dem Brigitte-Symposium stand ich plötzlich auf unterschiedlichen Bühnen. Dinge, von denen viele Experten träumen – sie passierten mir, weil ich ein Buch hatte. Aber nicht nur meine persönliche Sichtbarkeit stieg immens, auch für mein Business war es ein Beschleuniger.
Es gingen so viele Manuskriptangebote beim Verlag ein, dass ich die Seite zum Einreichen der Manuskriptangebote offline schalten musste. Darauf war ich gar nicht vorbereitet gewesen. Alles ging so schnell. From Zero to Hero. Dank eines einzigen Buches und ein wenig gezielter Pressearbeit. Das war wahrscheinlich die krasseste Erkenntnis aus dem ganzen Gründungsprozess. Mein eigenes Buch hat mein Leben verändert. Und zwar sehr viel schneller, als ich es für möglich gehalten hätte.
Wie macht man Pressearbeit mit einem Buch richtig gut?
Journalisten lieben Geschichten. „Ich habe ein Buch geschrieben“ ist aber keine Geschichte – oder zumindest keine besonders gute, denn allein in Deutschland erscheinen im Jahr 64.000 neue Bücher (Quelle). Was Journalisten aber mögen, sind persönliche Geschichten, die an ein aktuelles oder relevantes Thema anknüpfen. So war das bei mir der Fall. Dass Deutschland nicht sehr gründerfreundlich ist, war damals ein allgemeines Thema und ich konnte es mit meiner persönlichen Geschichte und einem neuen Ansatz (dem Thema meines Buches) verknüpfen.
Aber das ist nicht der einzige Weg. In den letzten Jahren habe ich über 400 Experten auf dem Weg zur Autorenschaft begleitet und dabei gesehen, welche Presse-Ideen außerdem funktioniert haben und welche nicht.
Was wirklich gar nicht funktioniert, sind Massen-Mails an möglichst viele Journalisten mit dem Inhalt: „Ich habe ein neues Buch, bitte schreiben Sie darüber.“ Vielmehr suchen Journalisten nach Gesprächspartnern. Deshalb sollte man Ihnen ein Gesprächsangebot machen.
Wenn man nicht mit einer persönlichen Geschichte punkten kann, haben auch solche Gesprächspartner gute Chancen, die etwas erklären können. Dafür muss man natürlich einen guten und am besten auch aktuellen Aufhänger mitliefern.
Und was bei Journalisten auch sehr beliebt ist, sind ungewöhnliche Geschichten. Und ich meine wirklich ungewöhnlich. An dieser Stelle ist die Wahrheit manchmal hart, denn es gibt viel weniger Menschen, die wirklich eine herausragende Geschichte zu erzählen haben, als solche, die es von sich glauben.
Und der vierte Weg, um Journalisten aufhorchen zu lassen, ist eine sehr starke – und vielleicht auch Contra-Mainstream-Meinung. Wenn man sie gut vertreten kann.
Und wenn man ein Thema hat, das besonders regional von Interesse ist, kann man Journalisten der Regionalzeitung auch zu einer Buch-Premiere einladen. Dann muss man sich natürlich schon etwas Besonderes einfallen lassen, damit die Journalisten das Gefühl haben, sie würden was verpassen, wenn sie ihre kostbare Zeit nicht auf der Buch-Premiere verbringen.
Wenn du einen der genannten Punkte erfüllst, verpacke genau diese Info in eine kurze und knackige Betreffzeile für eine Mail. Die verschickst du an Journalisten, für die dein Thema interessant sein könnte, weil sie genau dazu schreiben. An andere Journalisten schreibst du nicht. Denn damit verärgerst du sie nur.
In der Mail erwähnst du, dass du Experte zu dem Thema xyz bist und gerade ein Buch geschrieben hast, dass in einem Verlag erschienen ist. Und dann erklärst du, warum es für den Journalisten interessant wäre, dich zu interviewen und genau über dein Thema zu schreiben. Behalte dabei den Nutzen des Journalisten im Fokus.
Welche Fehler solltest du vermeiden?
- Den Journalisten als Werbeträger sehen und ihn bitten, dein Buch vorzustellen. Besser: dem Journalisten Nutzen liefern:
- Du bringst ihm Klicks (weil dein Thema aktuell ist, wirklich ungewöhnlich oder bewegend).
- Du kannst ihm was erklären, was relevant ist und er dann nicht mehr recherchieren muss.
- Du hast eine Meinung, die erfrischend anders ist und die du auch vertreten kannst.
- Eine unpersönliche Massen-Mail verschicken. Besser: relevante Journalisten recherchieren und diese individuell anschreiben. Also erst mal überlegen, welche Magazine über dein Thema schreiben und dann schauen, welche Journalisten für das Thema zuständig sind. Das lässt sich auf den Homepages der Zeitungen, Magazine etc. gut herausfinden.
- Um einen Artikel über das Buch bitten. Besser: den Journalisten ein Gesprächsangebot machen und dafür einen der folgenden Aufhänger nehmen:
- deine persönliche Geschichte
- ein gesellschaftlich aktuelles Thema
- eine politische Entscheidung/Ereignis
- einen Jahrestag
- eine Veranstaltung in deiner Stadt, überregional oder sogar international
- Erst mal Mails an Journalisten raushauen und dann mal gucken, was passiert. Besser: Journalisten haben wenig Zeit. Wenn sie Interesse haben, muss es schnell gehen. Sei erreichbar, sei auf Rückfragen vorbereitet und habe Fotos von dir und ggf. deinen Produkten griffbereit (natürlich digital und inklusive der Namen der Fotografen).
- Ungebeten ein Buch an die Redaktion schicken. Besser: Cover (in geringer Auflösung), Klappentext und vielleicht noch das Inhaltsverzeichnis mitschicken und anbieten, bei Interesse mehr zu schicken. Physische Bücher und Mails mit großen Anhängen werden nicht gerne gesehen, denn sie kommen zuhauf bei Journalisten an und verstopfen Schreibtische und Mailpostfächer.
Fazit
Ein Verlagsbuch gibt deiner Kontaktaufnahme Aktualität und Professionalität und erleichtert dir daher die erste Hürde, um mit Journalisten ins Gespräch zu kommen. Trotzdem bleibt es zugegeben ein bisschen Fleißarbeit, die Themen aus dem Buch in kleinen Häppchen aufzubereiten, Journalisten zu recherchieren, diese individuell zu kontaktieren und vielleicht auch nachzuhaken.
Aber Presse bringt Presse bringt Presse … Und diese Reichweite macht dich als Experte nicht nur sichtbar bei deinen potenziellen Kunden, sondern sie verleiht dir auch unglaublich viel Glaubwürdigkeit und hebt dich von deinen Mitbewerbern ab. Dinge, die sich mittel- bis langfristig auszahlen und dich erfolgreich machen.
Aus persönlicher Erfahrung kann ich sagen: Es lohnt sich immer, diesen Weg zu gehen.